3.3.5. Das Anmeldegespräch

Zu Beginn eines jeden Schuljahrs gibt es ein erstes Kontaktgespräch mit den für unsere Schule wichtigen Kindergärten (s.o.). Dabei werden Informationen über das anstehende Anmeldeverfahren sowie Termine ausgetauscht. Außerdem erhalten wir erste wichtige Hinweise zu einzelnen Kindern, die wir bereits beim Anmeldegespräch berücksichtigen können.

Etwa drei Wochen nach Schuljahrsbeginn werden alle Eltern der für das kommende Schuljahr zur Anmeldung in Frage kommenden Kinder sowie die Erzieherinnen der Kindergärten zu einem Info-Abend in die Schillerschule eingeladen. Die Schillerschule wird vorgestellt, das Anmeldeverfahren in seiner Grobstruktur erläutert und über die Bildungsvereinbarung informiert. Dabei erhalten die Eltern auch Informationen über das an der Schillerschule eingeführte und gültige Konzept zur Schuleingangsphase.

In einer sich anschließenden Lehrerkonferenz werden die Anmeldegespräche geplant und verbindliche Absprachen hinsichtlich der Vorgehensweise bei der Anmeldung getroffen. Die schließt eine Vorstellung des einzusetzenden Materials ein.

Die Termine für unsere Anmeldegespräche werden in Absprache mit der Sonnenschule festgelegt. Die Anmeldegespräche finden vor- und nachmittags statt.

Unseren Entscheidungen für die Strukturierung des Anmeldeverfahrens liegen folgende Überlegungen zugrunde:

a. Das Gespräch mit dem Kind ist kein Testverfahren. Denn Tests müssen standardisiert sein. Sie müssen mit objektiven Messverfahren arbeiten.

b. Die Kontaktaufnahme und der Einsatz unterschiedlicher Materialien soll uns einen ersten Eindruck vom Kind verschaffen. Daher wollen wir das Kind auf unterschiedliche Arten „ansprechen“ um möglichst viel über das Kind zu erfahren.

c. Es sollen mehrere Lehrkräfte am Gespräch beteiligt sein, um mehrere Sicht-weisen und Eindrücke über ein Kind zu erhalten.

d. Es sollte auch eine Lehrkraft beteiligt sein, die aller Voraussicht nach als Lehrerin für den zukünftigen ersten Jahrgang eingesetzt wird.

In einer Lehrerkonferenz ist festgelegt worden, dass die Anmeldegespräche in Form eines Stationenlaufs an drei Stationen stattfinden sollen. An jeder Station sollten eingegrenzte Teilbereiche der Schulfähigkeit überprüft werden. Jede Station sollte von den Kindern etwa 15 Minuten „besucht“ werden, so dass sich eine Gesamtgesprächsdauer von etwa 45 Minuten für jedes Kind ergibt. Wir halten dieses Verfahren für praktikabel und durchführbar, weil es für die Kinder abwechslungsreich ist und sie hinsichtlich ihres Vermögens Aufmerksamkeit aufzubringen, nicht überfordert. Ein Klassenraum wird als „Wartezone“ hergerichtet. Eltern und Kinder werden dann von uns in den Verwaltungstrakt geleitet. Dort werden die Eltern von unserer Sekretärin, Frau Müller, in Empfang genommen. Sie erledigen mit ihr die eigentliche Anmeldeprozedur. Außerdem lassen wir uns eine Einverständniserklärung für den Austausch von Informationen zwischen Schule und Kindergarten sowie weiteren Institutionen (Ärzten, Logopäden, ...) unterschreiben. Die Kinder gehen dann zu den Stationen.

Die Stationen umfassen:

STATION 1
Das Sammeln von Eindrücken über Feinmotorik, Körperwahrnehmung und Farb- und Formsinn. Beobachtungen hinsichtlich der Händigkeit, des Farbsinns (farbige Plättchen in eine Schüssel legen, Formen benennen) , der Stifthaltung und der Art und Weise, wie sich das Kind im Gespräch verhält, werden von einer Kollegin auf dem Bogen festgehalten. Die Erfahrung zeigt, dass das praktische Tun ein guter Einstieg in das für unsere neuen Schulkinder doch recht anstrengende Anmeldegespräch ist.

STATION 2
Es schließen sich kleine Spiele zur Feststellung der Wahrnehmungskompetenzen an. Es geht um Raum-Lage-Beziehungen, Seriation und Mengenauffassung. Kleine Spiele zum Erkennen von Anzahlen, dem Abzählen und Schreiben von Zahlzeichen (soweit möglich), beenden die Arbeit an dieser Station.

STATION 3
An der dritten Station werden die sprachlichen Möglichkeiten unserer neuen Kinder etwas genauer beobachtet. Dabei sollen aber auch Hinweise auf das schlussfolgernde, Problem lösende und vorausschauende Denken gesammelt werden. Anhand der Äußerungen der Kinder kann leicht festgestellt werden, ob ihr Wortschatz altersgemäß ist und ob sie in der Lage sind einfache Erzählzusammenhänge aufzubauen.

Die von den Kindern erstellten Ergebnisse werden in einem „Einschulungsbuch“ festgehalten und dienen den Kolleginnen als wertvolle Hilfe bei der Einschätzung ihrer Kinder und bei der Entscheidung für bestimmte Fördermaßnahmen.

Wenn bereits beim Anmeldegespräch besondere Auffälligkeiten erkannt werden, werden die Eltern im Anschluss daran zu einem kurzen Gespräch gebeten und auf weitere sinnvolle Fördermaßnahmen hingewiesen (z. B. Teilnahme an einer Logopädiemaßnahme). Weiterführende Gespräche können zu diesem Zeitpunkt nicht stattfinden, da ja zunächst auch noch ein Kurzschluss zwischen den am Einschulungsparcours beteiligten Lehrkräften sowie ein Austausch mit den Kindergärten erfolgen muss.

In der Woche vor Ostern des Einschulungsjahres sollen all jene Kinder noch einmal zu einem Gespräch eingeladen werden, bei denen wir uns Sorgen um einen erfolgreichen Schulstart machen. Dazu gehören etwa alle Kinder, die auf Antrag der Erziehungsberechtigten eingeschult werden sollen sowie alle Kinder, bei denen das Gesundheitsamt Bedenken gegen die Einschulung äußert. Da die Schulkindergärten leider aufgelöst worden sind, kommt diesen Gesprächen eine besondere Bedeutung zu, weil wir hier noch einmal die Möglichkeit haben, auf Eltern vor der eigentlichen Einschulung einzuwirken. Außerdem können wir feststellen, ob die an die Eltern beim Erstkontakt gegebenen Empfehlungen umgesetzt worden sind.

Unmittelbar vor den Sommerferien gibt es dann zum Abschluss des Anmelde- und Einschulungsverfahrens einen Kennenlernabend der Erziehungsberechtigten mit den Lehrkräften der zukünftigen ersten Schuljahre.

Die Schulanfängeranmeldung ist mit einem erheblichen organisatorischen und zeitlichen Aufwand verbunden. Nach unserem Verfahren können jedoch viele Informationen über die „neuen“ Kinder gesammelt werden, die für die Zeit bis zur Einschulung (aber auch für die ersten Schulwochen) von großem Interesse und großer Bedeutung sind. Auch unsere Kindergärten äußern sich sehr positiv zu unserem Vorgehen. Die Gespräche mit den Kindergärten haben darüber hinaus auch zu einem besseren Einblick in deren Vorgehensweisen und Arbeitstechniken geführt.

geändert am 14.08.2017