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Ein Baum erzählt aus einem Leben

 

Auf einer schönen Obstwiese wuchs einmal ein kräftiger Apfelbaum.
Er dachte bei sich: „Was hab ich doch für ein Durcheinander in meiner Krone. Ich habe aber auch immer Pech. Zwischen meinen Ästen hängt viel zu viel herum. Das kann ich kaum noch alles tragen, zum Beispiel Drachen, Eichhörnchen Spinnen, Baumhäuser, Katzen, Vogelnester und eine Leiter steht auch noch an meinem Stamm. Viel zu viel für einen alten Baum wie mich. Ich hab ja auch noch meine Äpfel zu tragen, die mir jeden Herbst von neuem die Zweige herunterdrücken. Ich will nichts anderes mehr tragen als nur meine Äpfel.“

Das hörte die Nachbarin, eine alte, knorrige Eiche.
Sie meinte: „Solange du nicht so alt bist wie ich, wirst du es ja wohl noch aushalten. Was soll ich denn sagen mit meinem hohen Alter?“
„Ja“, sagte der Apfelbaum, „da habe ich Glück, wenn ich nämlich so alt wäre wie du, Herr Eiche, wären meine Äpfel schon ganz braun und niemand würde sie mir abpflücken.“
Da meinte die Eiche: „Ich habe gar keine Äpfel und würde so gern welche haben.“
„Ich weiß, dass du keine Äpfel hast“, antwortete der Apfelbaum, „aber dafür hast du sehr hübsche grüne Blätter.“
„Danke für das Kompliment!“, meinte die alte Eiche.

Sarah Horsmann